Edle Tropfen aus Erl
Regionaler geht es nicht: Beim Raben – so der Hausname des ehemaligen Bauernhofes – werden ausschließlich lokal verfügbare Früchte verarbeitet. Das Obst wird zum richtigen Zeitpunkt geerntet und mit größter Genauigkeit sowie höchster Sorgfalt und Sauberkeit zu erstklassigen Edelbränden aus Erl verarbeitet. Die "Rabengeister" – Gottfried und Loisi Kitzbichler, sowie Karin und Mario Wimmer und deren Kinder Paul und Anna – legen gemeinsam Hand an und arbeiten mit Ehrgeiz und Engagement an dieser Verwandlung.
Von Hand verlesen und veredelt
Anfang Juli beginnen sie mit der Obsternte: Gottfried und seine Frau Loisi, Tochter Karin und ihr Mann Mario sowie deren Kinder Paul und Anna. Die ganze Familie legt Hand an, denn es gilt große Mengen Obst von Hand zu ernten. Jedes einzelne Stück wird einer Qualitätsprüfung unterzogen. Nur wenn es den Ansprüchen der Familie genügt, wird es weiterverarbeitet. Der Brennvorgang beginnt bereits mit der Auswahl des Obstes.
Die erste Zutat: Frische Früchte aus der Region
Beim "Raben" – so der Hausname des ehemaligen Bauernhofes – werden ausschließlich Früchte aus der Region verarbeitet. Das Obst wächst entweder auf dem eigenen Hof oder in den privaten Gärten der erweiterten Familie. Die Sorten werden mit Sorgfalt gewählt. In einem ersten Schritt wird das Obst gewaschen und zum Einmaischen vorbereitet. Es wird zerkleinert und ausgeschnitten – nur das beste Obst gelangt in den Maischebehälter.
Bei der Obsternte sind alle Familienmitglieder beteiligt, das Brennen selbst ist hingegen Männersache: Gottfried Kitzbichler ließ die alte Tradition des Schnapsbrennens, die in seiner eigenen und in der Familie seiner Frau Loisi verwurzelt war, Anfang der 80er Jahre wieder aufleben: Im bürgerlichen Leben war Gottfried Bankdirektor in Erl – in der Pension überwacht er den Brennvorgang bis heute mit größter Genauigkeit.
Das Rezept: Schnapsbrennen als wahre Wissenschaft
Das Brennen hat Gottfried von der Pieke auf gelernt, schon als kleines Kind konnte er seinem Großvater bei der Arbeit über die Schulter schauen. Als er 1981 selbst um das Brennrecht ansuchte, wollte er sich trotzdem weiterbilden. Er hat verschiedene Kurse besucht, um das Handwerk hinter der Schnapsbrennerei zu erlernen. Heute weiß er: Das Schnapsbrennen ist – will man es präzise betreiben – eine ganz eigene Wissenschaft.
Schwiegersohn Mario Wimmer tritt in Gottfrieds Fußstapfen - auch er ist bei einer regionalen Bank beschäftigt und teilt die Leidenschaft seines Schwiegervaters für die Brennerei. Seit einigen Jahren arbeiten die beiden Hand in Hand, gemeinsam streben sie nach der besten Qualität. Wodurch diese erreicht werden kann? Die Antwort ist bestechend einfach: Durch höchste Sorgfalt und Sauberkeit bei jedem Arbeitsschritt.
Man nehme: Höchste Sorgfalt und Sauberkeit
Schon bei der Verarbeitung des Ausgangsmaterials – saftiges, süßes Obst mit dem allerbesten Aroma – ist Genauigkeit gefragt: Die Früchte werden von Hand gesäubert und ausgeschnitten, bevor sie zerquetscht bzw. zerstampft werden. Das Obstgemisch kommt in einen lebensmittelechten Maischebehälter. Durch den natürlichen Gärvorgang – unterstützt durch Hefekulturen – entsteht der Alkohol. Wichtiger aber ist das Aroma.
Erst im Lauf der Zeit gibt das Obst sein Aroma preis. Beim Brennen wiederum verlässt der Alkohol angereichert mit dem Aroma die Brennblase. Die Dämpfe steigen auf und gelangen durch die sogenannte Haube in das Steigrohr. Am höchsten Punkt beginnt die Kühlung, der Dampf kondensiert und wird wieder flüssig. Nach dem ersten Brennvorgang bezeichnet man dieses Feuerwasser als "Rauhbrand" – es ist noch ungenießbar und wild.
Man füge hinzu: Eine Portion Handwerk und sehr viel Herzblut
Gottfried und Mario vereinen in ihrer Arbeit die Gewalt der Natur mit der Präzision der Wissenschaft. Ihr Brennkessel wird elektrisch beheizt – nur so können sie eine gleichbleibende Temperatur über einen längeren Zeitraum garantieren. Die wilde Natur – das außergewöhnliche Aroma der frischen Früchte – wird durch die Schnapsbrennerei eingefangen, in kleine Flaschen gefüllt und so für lange Zeit konserviert.
Vorher aber steht ein zweiter Brennvorgang: Mit dem "Feinbrand" werden der Vor- und Nachlauf abgetrennt. Nur der Mittellauf ist von höchster Qualität, er wird in Fachkreisen auch "Herzstück" genannt. Für die "Rabengeister" ist die Schnapsbrennerei eine echte Herzensangelegenheit: Sie sind Genießer und Chemiker in einer Person. Ihr Labor haben sie immer dabei – sie schmecken und spüren genau, wie es um ihren Schnaps bestellt ist.
Die letzte Zutat: Frisches Quellwasser aus Erl
Das noch unverdünnte Destillat hat einen Alkoholgehalt von 60 Prozent oder mehr. Es wird in große Glasblasen gefüllt und darf einige Tage ruhen, bevor es seine endgültige Form annimmt. Während der Brennvorgang von den Männern der Familie begleitet wird, ist das "Verschneiden" seit Jahrzehnten Frauensache. Der Schnaps wird mit frischem Erler Quellwasser versetzt, um den Alkoholgehalt zu reduzieren.
Trinkfertig hat der Rabengeist einen Alkoholgehalt von mindestens 42 Prozent. Obwohl der allgemeine Trend gerade in Richtung einer niedrigeren Trinkstärke geht, hält man in Erl an der alten Tradition fest: Der Alkohol transportiert auch die natürlichen Aromen – und bei der Verkostung der edlen Tropfen aus Erl soll man den Mund voll von Früchten haben.
Verkostung und Verkauf: Spezialitäten aus dem Hause Rabengeist
Die regional hergestellten Produkte aus dem Hause Rabengeist werden einerseits ab Hof verkauft und andererseits von der Gastronomie bezogen. Im Genießer-Gasthaus Dresch und im Posthotel Erler Wirt wird der Schnaps von Rabengeist ausgeschenkt. Auch die Bundesmusikkapelle Erl ist ein regelmäßiger Abnehmer: Die Marketenderinnen bringen den beliebten Rabengeist bei verschiedenen lokalen Veranstaltungen unter die Leute.
SO SCHMECKT DER RABENGEIST
- Die Erler Traube. Für diesen Edelbrand werden ausschließlich Trauben aus Erl und Umgebung verwendet. Die reifen Trauben werden von Hand verlesen und weiterverarbeitet. Das Destillat der Erler Traube hat einen weichen Duft nach Trauben und Nüssen, ist herbfruchtig und schmelzend am Gaumen. Im Abgang werden zarte Noten von Vanille und Hefe deutlich.
- Der Tiroler Obstler. Für diesen klassischen Tiroler Schnaps werden Äpfel und Birnen nach alter Tradition gemeinsam eingemaischt und vergoren. Der Obstler zeichnet sich durch eine satte Fruchtigkeit aus. In der Nase dominieren die Aromen von Äpfeln und Birnen, am Gaumen werden sie begleitet von herb-würzigen Noten, die an Kompott und Kräuter erinnern.
- Kriecherl und Ringlotten. Diese beiden regional verwurzelten Unterarten der Zwetschke bzw. Pflaume werden seit Jahrhunderten in der Alpenregion kultiviert. Während die Kriecherl als Wildsorte einen hohen Fruchtsäureanteil aufweisen, sind die veredelten Ringlotten sehr süß. Beide Steinobst-Sorten sind selten geworden - der Schnaps ist daher eine echte Besonderheit.